Das Förderprogramm Digitalbonus Thüringen läuft über die Aufbaubank Thüringen und ist mit 15.000€ Zuschuss eher mager im Ländervergleich ausgestattet. Wir haben das Förder-Programm bei Unternehmen aus Thüringen erfolgreich begleitet und wollen interessierten Unternehmen aus Thüringen hier die Gelegenheit geben, an unseren Erfahrungen zu profitieren. Wir haben die typischen Fragestellungen und Probleme in die Überschriften gepackt.
Das Projekt eBusiness und Digitalisierung in Thüringen kam über eine Empfehlung zustande. Das Program kannten wir vorher nicht. Im Rahmen der Evaluation haben wir festgestellt, dass Unternehmen in Thüringen natürlich auch dieselben Themen wie eine neue Website, CRM System, ERP Integration, Newsletter, Landigpages auf der Agenda haben. Aber auch im Offline Business können Thüringer Firmen vieles Digital umsetzen, wie Gratis WLAN, Raumduft, Musik, Displays. Denn auch der Content kann heute digital aus der Zentrale in jede Filiale verteilt werden. Hier das Programm:
Die Digitalisierung bietet ein unglaublich großes Feld für Investitionen, die immer gut geplant werden sollten. Aber bei 30.000€ Investitions-Deckel lässt sich eigentlich nicht viel machen.
Thüringen fördert Projekte zur Digitalisierung der Geschäftsprozesse. Die Ausführungen sind im Bereich, was alles nicht gefördert wird, extrem ausführlich. Gefördert werden laut Definition:
Ebenfalls nicht gefördert werden Ausgaben/Ausgabenbestandteile, die bereits in anderen Förderprojekten vollständig bzw. anteilig bezuschusst wurden bzw. werden. Das wird die meisten Unternehmen nicht betreffen, sollte aber geprüft werden. Ebenso werden nicht gefördert:
Was "herkömmlich" ist und was nicht entscheidet die Aufbaubank! Weiter schreibt die Thüringer Aufbaubank:
"Für eine Förderung werden Vorhaben ausgewählt, bei denen die Ausgaben zu einem nicht unerheblichen Digitalisierungsfortschritt im Betriebsprozess bzw. im Produkt- und Dienstleistungsportfolio des Unternehmens führen oder die Informationssicherheit des Unternehmens wesentlich verbessern." Da gibt es natürlich grossen Spielraum für das Genehmigungsverfahren. Zudem muss mit der Antragstellung ein Konzept eingereicht werden, das das Vorhaben beschreibt und den erwarteten Digitalisierungsfortschritt für das Unternehmen verdeutlicht. Der wird im Verwendungsnachweis auch wieder abgefragt.
Das ist schon extrem detailliert, was alles nicht geht und einzigartig. Klingt in Summe für uns eher destruktiv und nicht positiv! Wenn Sie und Ihr Unternehmen/ Investition in die Förderung passen, dann gilt es die Angebote (eines reicht) der Lieferanten in die einzelnen Bestandteile zu zerlegen, da das später im Antrag zugeordnet werden muss. Die Grundlage ist bei der Thüringer Aufbaubank der Antrag:
Als Ergebnis der Ausarbeitung erhalten Sie dann eine Übersicht über die Investitionen. Da maximal 15.000€ zu vergeben sind, brauchen Sie im Idealfall 30.000€ Investitionen. Aber ob alles durchgeht ist unklar und insofern planen viele Unternehmen bis zu 40.000€ an Investitionen ein.
Die Richtlinien sehen vor, dass jeweils ein Digitalbonus-Projekt je Unternehmern gefördert werden kann. Es lohnt sich daher genau nachzudenken, welches Projekt man aufsetzt und ob man nicht die maximale Summe abholt (15.000). Dazu sind natürlich liquide Mittel erforderlich, aber das sollte über EK/ FK darstellbar sein.
Antragsberechtigt sind Kleinst, kleine und mittlere Unternehmen. Und das sind dann eigentlich die meisten Unternehmen.
Leider wird gerade in Thüringen weiter ausgeführt:
Kleine und mittlere Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft (insbesondere verarbeitendes Gewerbe, unternehmensnahe Dienstleistungen, Baugewerbe sowie Handwerk und Handel) sowie wirtschaftsnahe Freiberufler.
Zu den wirtschaftsnahen Freien Berufen im Sinne Ziffer 2.2. der Richtlinie Thüringen-Invest gehören die Freien technischen und naturwissenschaftlichen Berufe und Designer. Zu den unternehmensnahen Dienstleistungen zählen Leistungen, die überwiegend von Unternehmen nachgefragt werden; insbesondere Leistungen, die produktbegleitend oder dem Produktionsprozess vor- /nachgelagert sowie prozessbegleitend sind.
Und Sie sollten zudem auch kein Unternehmen in Schwierigkeiten sein und ihr Unternehmen sollte in der Lage sein, 25% der Investitionen aus dem EK zu bezahlen. Entsprechende Kapitalnachweise sind für den Antrag von der Hausbank oder dem Steuerberater zu erstellen.
Digital ist Digital. Wieso derart viele Branchen in Thüringen quasi aussen vor bleiben, erschliesst sich uns nicht. Investitionen in Digitalisierung müssen doch alle Unternehmen leisten?
Wir werden als Berater gerufen, um bei Fördermitteln zu helfen. Hier legt der Unternehmer dann Angebote von verschiedenen Lieferanten vor und fragt uns, wo es dazu Zuschüsse gibt. Wir versuchen dann die Angebote zu strukturieren und unter ein entsprechendes Förder-Programm zu subsummieren. Bei der Thüringer Aufbaubank gibt es zum Thema Digitalisierungsstrategie nur noch das Beratungs-Programm "RKW Beratung Innovation", was die meisten Unternehmer nicht brauchen. Also ist die Lage eindeutig.
Wir treffen oft auf Einzelinvestitionen, die eigentlich in Summe ein Bild ergeben sollten. Das trifft natürlich in der Praxis nicht zu. Aus unserer Sichtweise sollten alle Unternehmen daher verpfichtet werden eine Digitalisierungstrategie zu beauftragen und den Nachweis dazu vorlegen, bevor Einzel-Investitionen durch die Thüringer Aufbaubank gefördert werden. Denn was machen Unternehmen, wenn Schnittstellen fehlen, Daten nicht fliessen können und die ganze Digitalisierung scheitert. Oder was machen Unternehmen mit der neuen Website, wenn die Einbindung der Produktion doch nicht klappt. Dem Verkäufer der Software/ Maschine ist das ganze Bild nicht klar und im Zweifel ist er auch nicht daran interessiert. Vielleicht fällt dem Unternehmen auch erst im Betrieb der neuen digitalen Architektur auf, dass Investitionen vergessen wurden. Leider bekommt man den Zuschuss in Thüringen nur einmal.
Unser Apell an Lieferanten ist es daher, den Kunden zu Digitalisierung zu beraten und zwar nicht nur über die eigenen Produkte, sondern auch zur Einbindung der Produkte in die IT-Welt des Kunden und was zu berücksichtigen ist, um eine funktionierende Digitalisierung hinzubekommen. Das mag dann zu Verzögerungen im Vertriebsprozess kommen, aber das Hard Selling bringt dem Kunden wenig. Und der Kunde ist irgendwann unzufrieden, weil eben bestimmte Dinge nicht funktionieren.
Wir empfehlen Unternehmen, die von Ihren Lieferanten auf das Thema Investitionen Digitalisierung angesprochen werden, sich mit uns in Verbindung zu setzen und parallel einen Digialisierungs-Experten zu beauftragen. Wir raten von Einzelentscheidungen ab, sondern empfehlen den Unternehmen ein Digitales Bild Ihrer Branche und Ihres Unternehmens zu entwickeln und zu verstehen. Was ist "state of the art", welche Technologien gibt es, welche Anbieter sind verfügbar. Wo stehe ich als Unternehmer, usw. Hier eine gute Checkliste von Prof. Dr. Heiko Auerbach:
Sie können aber auch folgende Checklisten & Leitfäden für Unternehmen aus dem Webangebot Digitales.NRW nutzen:
Interessant auch die Hypo- und Vereinsbank mit Ihren Checklisten (Link).
Wichtig ist bei den Lieferanten, dass diese über die notwendigen Referenzen in der Digitalisierung verfügen bzw. in dem gelieferten Produkt/ Dienstleistung nicht nur 1 Referenzkunden haben. Mindestens 3 Referenzen sind anzugeben. Mit Lieferanten auch ausserhalb Thüringens gab es bisher keine Probleme.
Folgende Lieferanten wurden bezuschusst:
Wichtig ist, dass alle Anträge vor Beginn der zu fördernden Maßnahme an die Thüringer Aufbaubank zu richten sind.
Aus unserer Erfahrung dauert alleine das Zusammentragen aller Angebote und deren Anpassung an die Thüringer Aufbaubank Richtlinien bis zu 4 Wochen. Selbst wenn die Angebote vorliegen, dauert die Anpassung 2 Wochen. Kommt noch die Diskussion der Digitalisierungstrategie hinzu (BAFA Fördermittel 80%) gehen Minimum weitere 4 Wochen ins Land. Nochmals hier die Empfehlung, bitte keine Insel-Entscheidungen zu treffen. Lassen Sie sich also nicht stressen, wenn alle 5 Tage der Lieferanten-Vertrieb anruft, wann der Auftrag kommt. Arbeiten Sie an Ihrer Digitalisierungsstrategie.
Die Antragsunterlagen mit allen Angeboten der Lieferanten und vorgeschrieben Formularen können in bestimmten Fällen bis zu 100 Seiten ausmachen. Das Zusammentragen nimmt einfach Zeit in Anspruch.
Oft haben Unternehmer schon Angebote eingeholt bevor Sie uns beauftragen, die Fördermittel zu organisieren. Insofern sollten wir 3 Fälle unterscheiden:
Haben wir noch nie gehabt. Da die Strategie klar ist, fallen Kosten dann an für:
Den Punkt A und B könnten Sie natürlich selber erbringen. Was hier aber dem Unternehmer oft fehlt, ist die Zeit und natürlich das Know-How. Übrigens auch der wesentliche Grund warum wir beauftragt werden.
Ideal, hier hat man die Zeit, das Projekt richtig aufzusetzen und eine Investititionsstrategie zu erarbeiten. Nutzen Sie zur Vorbereitung eines Gesprächs bspw. die Checklisten aus unserem Artikel. Kosten entstehen für:
Der Standardfall. Und natürlich keine Zeit, das Projekt richtig aufzusetzen und eine Investititionsstrategie zu erarbeiten. Wir versuchen hier zumindest immer dann für das Thema Digitalisierung zu sensibilisieren, da umfassende Beratung nicht gewünscht ist.
Thüringen zahlt einen Zuschuss aus, der mit 15.000€ spärlich ausfällt und viele Branchen und Investitionen ausnimmt:
Die Förderung beträgt bis zu 50 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben, höchstens jedoch 15.000 Euro. Die förderfähigen Ausgaben müssen mindestens 5.000 Euro betragen und dürfen grundsätzlich 150.000 Euro nicht übersteigen. Je Unternehmen kann im Digitalbonus Thüringen nur ein Antrag gestellt werden.
Die Projekte dürfen nicht länger als 12 Monate dauern.
Ist der Antrag erstmal eingereicht (immer per Einschreiben Rückschein und machen Sie sich eine Kopie), dauert es ca. 1-2 Wochen, bis die Thüringer Aufbaubank eine sog, Eingangsbestätigung verschickt. Dann kann man eigentlich schon starten (Aufträge erteilen), hat aber keine konkrete Förderzusage. Insofern warten die meisten Unternehmen erstmal ab.
Nachfragen der Thüringer Aufbaubank
Nach ca. 2-3 Wochen erhalten Sie Post oder einen Anruf, wenn Unterlagen fehlen oder Dinge unklar sind, idealerweise aber auch schon den Bescheid. Gegen den können Sie Einspruch einlegen, wenn Ihnen die Kürzungen nicht passen.
Hier ist zu beachten, dass der Widerspruch Geld kostet, wenn Sie verlieren. Das zahlen Sie dann an die Thüringer Aufbaubank. Nehmen Sie einfach den Streitwert und kalkulieren Sie hier nach dem RVG die maximalen Kosten, dann sind Sie auf der sicheren Seite. Genaue Angaben macht die Thüringer Aufbaubank trotz Nachfragen nicht.
In Summe können Sie ab Einreichung in 4-5 Wochen mit der konkreten Förderzusage rechnen. Diese wird in der Regel, wenn Sie nichts falsch gemacht haben, auch nicht wesentlich vom Antrag abweichen.
Wenn Sie dann alle beauftragten Produkte/ Leistungen bezahlt haben, können Sie mit der Thüringer Aufbaubank abrechnen, denn Teilabrechnungen sind leider nicht möglich. Sollten zudem nicht alle Kosten angefallen sein, werden die Mittel entsprechend gekürzt. Achten Sie zudem immer auf die Übereinstimmung der Rechnung 1:1 mit dem Angebot. Die sogenannten Verwendungsnachweise sind auszufüllen und vollständig einzureichen. Hier kann es auch punktuell zu Nachfragen kommen. Gerade wenn es sich um Dienstleistungen handelt, kann die Dokumentation (Beratungsbericht, Protokolle) dieser angefragt werden, was dann den Prozess der Auszahlung verzögert. Beschäftigen Sie sich daher bereits zum Start mit den erforderlichen Unterlagen.
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