Obwohl ein Top-Ausbildungsbetrieb jungen Menschen die Ausbildung gewährleisten möchte, war das 2020 durch die Corona-Pandemie nicht immer möglich. Laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung (Bibb) bleiben landesweit 19,7 Prozent aller Bewerber ohne Ausbildungsstelle. Insgesamt hat sich die Zahl der Auszubildenden in Deutschland um 12,8 Prozent verringert. Besonders schwer betroffen ist das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen.
Bei der Betrachtung der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zwischen Oktober 2019 und September 2020 fällt es auf dem ersten Blick nicht auf. 467.500 neue Auszubildende in dem Zeitraum liest sich erstaunlich gut, wenn man die Krise dank Corona berücksichtigt. Das ist nur die halbe Wahrheit. Denn tatsächlich sind das laut dem Bundesbildungsministerium 57.600 weniger Ausbildungsverträge als im Zeitraum von Oktober 2018 bis September 2019. Die Prognose für Oktober 2020 bis September 2021 lässt vermuten, dass noch weniger Ausbildungsverträge geschlossen werden als in der vorherigen Periode.
Nicht alle Branchen erhalten vom Staat wichtige finanzielle Hilfen, um den eigenen Betrieb aufrechtzuerhalten. Damit wird es für viele Kleinbetriebe immer schwieriger, ihre Angestellten zu halten. Auszubildende müssen hingegen weiter entlohnt werden, weil sie keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld geltend machen können. Wenn die finanziellen Mittel aber für den eigenen Betrieb nicht mehr ausreichen, dann sind die Auszubildenden die großen Verlierer. Künftig wird sich der Zustand rächen. Der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung Friedrich Hubert Esser mahnt, dass die Entwicklung der Fachkräfte für den deutschen Markt entscheidend sei, damit Deutschland nicht dauerhaft einen Wettbewerbsnachteil erleide. Solche Warnhinweise sollten die Politiker in Berlin wahrnehmen und gezielt handeln.
Zwar ist es derzeit finanziell in vielen Branchen aufgrund der Restriktionen kritisch, aber die Situation wird nicht zum dauerhaften Zustand. Spätestens mit der Immunisierung gegen das Virus wird die Wirtschaft wieder in Gang gesetzt. Dafür benötigt es zuverlässige Fachkräfte. Ansonsten kommen in wenigen Jahren zahlreiche Betriebe in Engpässe und verlieren womöglich wichtige Geschäftspartner, die sich in anderen Staaten nach geeigneten Kooperationspartnern umsehen.
Nordrhein-Westfalen verfügt über weit mehr als nur einen Top-Ausbildungsbetrieb. Dennoch bemängeln viele Betriebe, die Auszubildenden eine Zukunft bieten möchten, die fehlende Unterstützung der Politik. In der Tourismusbranche wurde ein Rückgang von 59 Prozent verzeichnet. Verständlich, denn fast der gesamte Sektor ist unmittelbar davon betroffen, wenn die Regierung den nächsten Lockdown ausruft.
In der Gastronomie ist das Minus mit 25 Prozent doppelt so hoch wie der Gesamtdurchschnitt. Die Hoffnungen, dass die Betriebe bald wieder öffnen können, besteht, allerdings weisen die Berufskollegs darauf hin, dass viele keine Praxiserfahrung seit fast einem Schuljahr vorweisen können. Wenn sie die anstehenden Abschlussprüfungen irgendwie bestehen, wartet anschließend auf viele Absolventen der Arbeitslosenstatus. Es ist ein Irrglaube, dass die Betriebe die Verluste in kürzester Zeit wegstecken und neue Arbeitsplätze und Ausbildungsstellen anbieten.
Zahlreiche Schulabsolventen orientieren sich zudem um. Die Krise lässt Perspektiven und Sicherheiten vermissen, weshalb sich weniger junge Menschen für einen Ausbildungsberuf entscheiden. Wer die Qualifikation besitzt, nutzt schulische Bildungsangebote, andere verlassen das Land in der Hoffnung, im Ausland ihr Glück zu finden. An diesem Zustand muss sich etwas ändern, damit ein Top-Ausbildungsbetrieb mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung stellt und dadurch Fachkräfte für die Zukunft entwickelt.
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